Einiges an diesem zum Haare ausraufenden Spiel war außergewöhnlich. Sehr ungewöhnlich schon die weibliche Vormachtstellung bei der Pressekonferenz. Mit Cloppenburg-Coach Imke Wübbenhorst (Foto links) bezog eine der in Deutschland ganz wenigen Fußballtrainerinnen im leistungsbezogenen Herrenbereich Stellung. Der VfV 06 hat mit Laura Zacharias (Foto Mitte) bekanntlich auch eine weibliche Stadionsprecherin, die aber im Herren-Fußball auch eher selten sind. Und dann wurde auch noch ganz Ungewöhnliches gesagt: Imke Wübbenhorst entschuldigte sich beispielsweise für den harmlosen Auftritt ihrer Mannschaft und bedauerte VfV-06-Trainer Thomas Siegel. Der hingegen sagte sagte nur eines. "Ich sage besser nichts."
Mit 0:0 trennten sich der Vfv 06 Hildesheim und BV Cloppenburg und für Siegel war nach seiner einzigen schmallippigen Aussage die Pressekonferenz das Beste an diesem Tag. Für 460 Zuschauer und für alle Beteiligten auf den Bänken war es in der Tat schwer zu begreifen, weshalb in 90 Minuten kein Tor fiel. Der VfV 06 hatte bei einem gefühlten Ballbesitz von 80:20, bei ständiger Vorwärtsbewegung und mitunter glasklaren Chancen im Zwei-Minutentakt am Ende keine Argumente mehr, weshalb hier kein Treffer fiel. Thomas Siegel bot mit Abdulmalik Abdul (Foto), Maurice Mathis, Adem Avci (2.Halbzeit) Luis Bautista, Hady El Saleh (1. Halbzeit), Jane Zlatkov und Sascha Hingerl eine sehr offensiv ausgerichtete Truppe auf und dennoch ging das Runde nicht ins Eckige. Imke Wübbenhorst meinte anschließend ihr Team, hätte "den Papst in der Tasche gehabt". Ihr sei das Remis eher peinlich.
Schade, dass Yannik Schulze und Thomas Ströhl verletzt ausscheiden mussten, Christoph Lange und Steffen Suckel ersetzten sie in der Defensive souverän, ohne aber auch nach vorn noch etwas Entscheidends einleiten zu können.
Es bleibt die Erkenntnis, dass wir über eine sehr starke und jederzeit meisterschaftsreife Defensive verfügen, aber in der Offensive die Cleverness, die Abgeklärtheit, aber auch der allerletzte energische Wille, das Ding partout machen zu wollen, fehlt. Und das war heute nicht das erste Mal in dieser Saison der Fall. Deshalb wird es in dieser Spielzeit auch nur für einen Platz in der Tabellenmitte reichen.
Wir wollen uns deshalb nicht grämen. Der VfV 06 weiß aber auch, wo der Hebel anzusetzen ist, um in der kommenden Saison erfolgreicher zu sein. Noch sind es zwei Spiele. Nächsten Sonntag gastiert die Domstadtelf bei Spelle/Venhaus, zum Finale kommt am Samstag, 18. Mai, der 1. FC Wunstorf ins Friedrich-Ebert-Stadion. Die sind seit der heutigen Niederlage in Heeslingen mehr denn je abstiegsgefährdet.
Foto: Peisker
VfV 06 Hildesheim
BV Cloppenburg
Oberliga Niedersachsen · 28. Spieltag