SG Elze/Mehle II vs. VfV Borussia 06

Ü32 · 1. Kreisklasse Staffel A 10.01.2015

Dienstagabend, Regen, Kälte.
Wir haben gerade 2 Meisterschaftsspiele in Serie verloren.
Unser Spiel erinnert an Fußball auf der Jahnswiese.
Und dann ist in der Nationalmannschaft noch die Mittelfeldachse verletzt oder angeschlagen, wie bei uns. Große Depression.
Auf der Fahrt nach Mehle freue ich mich auf das Spiel wie auf eine Feier zum 5-jährigen Bestehen des dortigen Philatelisten-Vereins mit 2-minütiger Vorrede des Ortsbürgermeisters und anschließendem gemütlichen Beisammensein. Die Fahrt durch den Landkreis will nicht enden (sind wir nicht schon in NRW?).

Als ich dann in der Kabine in die frohgelaunten Gesichter meiner Mannschaft schaue, geht mir das Herz auf. Bei ihnen haben sich offenbar die letzten Fehlschläge nicht in Schwermut niedergeschlagen.
Sätze wie „noch haben wir es selber in der Hand“, „ jetzt erst recht“ oder „ den nächsten Gegner machen wir nieder“ sind zu hören. Zugegeben, diese Mannschaft ist fußballerisch zeitweise an Naivität nicht zu überbieten, aber bezüglich Sozialkompetenz, Teamspirit und Euphemismus unübertroffen. Gerade diese Kombination macht das Ganze so Einzigartig und holt einen alten desillusionierten Sack wie mich immer wieder aus tiefer Melancholie heraus. Danke!

Wir stehen auf dem Platz im Nieselregen, bereit zum Anstoß, 11 hochmotivierte Fußballspieler.
Bei der SG ziehen sich die letzten Spieler das Trikot über, die man bei einer hektischen Fahrt durchs Dorf noch aktivieren konnte, um 11 Mann auf den Platz zu bringen. Wie sich später herausstellt, sind offensichtlich auch einige aus oben erwähntem Philatelisten-Verein dabei.
Der Gegner ist in schwarzen Trikots, schwarzen Hosen und schwarzen Stutzen aufgelaufen.
Der Schiedsrichter ebenso. Auf die Bitte hin, doch eventuell die schwarze Regenjacke abzulegen, um den Blick auf das darunter liegende blaue Jersey freizugeben und die einwandfreie Identifizierung als Schiedsrichter zu ermöglichen, werden wir von diesem harsch und unerbittlich darauf aufmerksam gemacht, dass „schwarz“ originäre Schiedsrichterfarbe ist und dass sich dann doch lieber die 11 Spieler der SG zuzüglich mittlerweile eingetroffener 2 Ersatzspieler in die Umkleidekabine begeben könnten und andersfarbige Trikots überziehen sollen. Die Angst bei der SG, einige Spieler könnten es sich auf dem Weg zur Kabine nochmal anders überlegen, überwiegt und die Idee des Schiedsrichters wird verworfen. Wir bitten den Schiri, sich nicht faktisch am Spiel zu beteiligen sondern trotz seiner coloralen Befangenheit allenfalls möglichst neutral leitend tätig zu sein.

Habe mich trotz fehlender rechter Achillessehne im Mittelfeld aufgestellt, um zusammen mit Jens mal wieder Ordnung ins Chaos zu bringen. Jens macht seine Sache gut.
Nach einer 3/4-Minute haben wir bereits zwei vergebene Torchancen auf dem Zettel. Ich werde Nervös, die Zeit läuft uns davon. Innerlich bin ich kurz vor dem Zerbersten.
In der 2. Spielminute endlich das erlösende 1:0 für uns durch Schratze. Ein hervorragender Spielzug, eine super Einzelleistung und eine geschlossene Mannschaftsleistung, einfach alles. Die Sonne geht in mir auf, hinweg mit der spielerischen Tristesse.
Ab jetzt läuft es: der Ball durch unsere Reihen, der Gegner hinterher. Wir gehen mit einer 3:0-Führung in die Halbzeit, schmeichelhaft für unseren Gegner.
Die Trikots sind völlig durchnässt vom Regen. Zum Wiederanstoß stehen alle Spieler schlotternd auf dem Platz. Der Schiri irrt um das Clubhaus herum und lässt uns warten. Was er eigentlich sucht, wird sein Geheimnis bleiben.
Die beiden Auswechselspieler der SG sind bereits verschlissen. Die letzten Erinnerungen an Fußball stammen aus der A-Jugend und die Zeit in der freiwilligen Feuerwehr ist nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen.
Minute 45: Ali (rechter Außenverteidiger der SG) zeigt seine Auswechselung an. Er ist konditionell wie psychisch am Ende und möchte auch den Ergänzungsspielern etwas Einsatzzeit gönnen. Seine Mitspieler versuchen ihm klar zu machen, dass es niemanden mehr zum Einwechseln gibt, worauf hin er zu verstehen gibt, dass er auch diesen Umstand durchaus in Kauf nehmen würde und wünscht, das Spielfeld zu verlassen. Es dauert geschlagene 2 Minuten, bis er den drakonischen Weisungen seiner Mitspieler folge leistet und sich zum Weiterspielen bereiterklärt.
Die zweite Halbzeit findet ausschließlich in der Hälfte der Gastgeber statt. Das kommt „Magic“, dem Torhüter der SG, entgegen. Seiner Größe und der Erdkrümmung geschuldet, hätte er vom Spiel in der anderen Hälfte ohne hin nicht viel mitbekommen.
Minute 65: Ein Spieler der SG schießt sich selber den Ball an den Kopf, sah wirklich lustig aus, kurzes allgemeines auflachen, danach betretenes Schweigen (wie nach einem diskriminierenden Witz).

Endlich gelingt es unserer Mannschaft, die Defizite des Gegners in Tore zu transformieren.
Wir gewinnen am Ende verdient mit 7:0 (Martin, Henner(2), Karsten(2), Christian H., Quenan).

Es gibt heute nichts zu meckern, ausgelassene Stimmung in der Kabine bei Bier und Zigaretten.
In diese Feierlichkeiten platzt der Hinweis eines Betreuers der gastgebenden SG auf ein Rauchverbot in der Kabine. Aus einer gewissen Siegesarroganz und Gruppendynamik heraus verweisen wir überheblich darauf, dass dies nirgendwo stehe und dass wir das Fenster (Luke in Glasbaustein) groß aufgemacht haben.
So verabschieden wir uns und freuen uns bei einem Aufstieg in die Kreisliga auf ein Wiedersehen mit der (Meister-)Mannschaft der SG Elze/Mehle I, welche dann wohl schrecklich Rache nehmen wird.

Aufstellung: Himmi, Matze T., Ralle K., Karsten, Christian H., Ole (ab Min.45 Roman), Jens, Markus (ab Min.55 Jan), Martin (ab Min.36 Quenan), Erdi, Henner

Mehle, den 27.05.2014
Markus H.

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